Digital und dynamisch – die neue S3-Leitlinie Demenzen

Die Neufassung der S3-Leitlinie Demenzen ist erschienen, unter anderem in einer digitalen Browser-Version. Die DGN und die DGPPN haben Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie, Betreuung und Beratung von Menschen mit Demenz zusammengetragen, die unkompliziert vielen Interessierten zur Verfügung stehen. "Leitlinien für Ärzt:innen" sind ein Schwerpunkt des Ziels 3.4 der Nationalen Demenzstrategie.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) haben neue Behandlungsempfehlungen für Demenzen erarbeitet. In der so entstandenen S3-Leitlinie Demenzen werden Empfehlungen für eine ganzheitliche Behandlung und optimale Versorgung zusammengefasst. Hierbei wurden alle wichtigen Untersuchungen und Studien zum Thema zusammengeführt und ausgewertet. Über 30 Vertreter:innen aus verschiedenen Fachbereichen sowie Angehörige und Betroffene haben anschließend die Ergebnisse diskutiert und gemeinsame Empfehlungen formuliert. 


Prof. Dr. Frank Jessen, Koordinator für die DGPPN bei der Erstellung der Leitlinie:
"Die Empfehlungen berücksichtigen biologische, psychologische und soziale Aspekte und richten sich mit Hinweisen zu Diagnostik, Therapie, Betreuung und Beratung an alle Fachleute, die mit Menschen mit Demenzen zu tun haben, sowie an Betroffene und Angehörige."


Die neue Leitlinie wird zum ersten Mal nicht nur als Textdokument veröffentlicht, sondern auch digital auf der nicht-kommerziellen Web-Plattform "MAGICapp". So können alle Interessierten unmittelbar auf die Leitlinie und jede einzelne Empfehlung zugreifen. Auch die Studien, auf denen die Empfehlungen basieren, können direkt über das digitale Dokument abgerufen werden. Ein weiterer Vorteil der digitalen Leitlinie ist, dass neue Erkenntnisse schnell in die Empfehlungen aufgenommen werden können, sobald ihre Wirksamkeit nachgewiesen ist. Die Haupt-Autoren der Leitlinie, Frank Jessen und Richard Dodel, sind zuversichtlich, dass so auch die derzeit rasanten Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung der Alzheimer-Demenz schon bald in die digitale Leitlinie einfließen werden.

Eine der wichtigsten inhaltlichen Neuerung ist laut Frank Jessen, dass die Krankheit jetzt schon in einem früheren Stadium diagnostiziert werden kann. Um sicherzustellen, dass kognitive Beeinträchtigungen tatsächlich auf Alzheimer zurückzuführen sind, müssen Biomarker per Liquordiagnostik bestimmt werden. Die neue Leitlinie empfiehlt dies als einen Weg, um die Diagnose zu stellen.


Prof. Dr. Richard Dodel, Koordinator für die DGN bei der Erstellung der Leitlinie:
"Über die Rückenmarksflüssigkeit können Pathologien im Bereich der Amyloide und der Tau-Proteine nachgewiesen werden, die ursächlich für die Alzheimer-Erkrankung sind. So kann Alzheimer diagnostiziert werden, auch wenn die Symptomatik noch nicht voll ausgeprägt ist."


Im Bereich der Therapie wird insbesondere Dementia Care Management empfohlen, das sich als besonders wirksam für Menschen mit Demenz erwiesen hat und laut der Leitlinie zu einer späteren Aufnahme in Pflegeheime sowie Entlastung der Angehörigen führt.

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