Für die Versorgung von Menschen mit Demenz existiert eine Vielzahl an neuen Versorgungsansätzen. Die vom BMG beauftragte "Literaturstudie zu innovativen Versorgungsansätzen für Menschen mit Demenz" stellt nun dar, welche innovativen Ansätze für die Versorgung von Menschen mit Demenz national und international in den letzten zehn Jahren wissenschaftlich untersucht und/oder in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Sie betrachtet die Auswirkungen dieser neuen Ansätze auf Menschen mit Demenz, pflegende Angehörige und professionell Pflegende. Die einzelnen Versorgungsansätze werden zudem aus gesundheitsökonomischer Perspektive bewertet.
Das BMG stellt die Studie zum Download bereit, zusätzlich gibt eine Kurzfassung einen Überblick über die Studienergebnisse.
Grundlage der Studie ist eine systematische Literaturanalyse in wissenschaftlichen Fachdatenbanken, in deren Folge 25 Studien sowie 39 Titel aus dem Bereich der grauen Literatur ausgewertet werden. Diese befassen sich mit verschiedenen segregativen und integrativen Versorgungsansätzen für Menschen mit Demenz, z. B. mit abgetrennten Bereichen in stationären Einrichtungen ("homelike" SUCs), Dementia Care Management (DCM), demenzfreundlichen Umgebungen, Ambient Assisted Living (AAL) und sogenannten "Demenzdörfern". Dabei werden die ausgewählten Studien hinsichtlich verschiedener Auswirkungen auf Menschen mit Demenz (Lebensqualität, kognitive Funktionen, Aktivitätslevel, Verminderung akutstationärer Aufenthalte u.a.), pflegende Angehörige (Lebensqualität, Belastungsempfinden, Depressionen u.a.) und beruflich Pflegende (Stressempfinden, Arbeitszufriedenheit u.a.) untersucht.
Insgesamt zeigen die Forschungsergebnisse verschiedene positive Tendenzen der innovativen Versorgungsansätze für Menschen mit Demenz im Vergleich zur traditionellen Versorgung. So führen insbesondere "homelike" SCUs und DCM zu positiven Outcomes bei Menschen mit Demenz. Für professionell Pflegende werden in der gegenwärtig verfügbaren Literatur dagegen kaum Unterschiede in Bezug auf die gemessenen Resultate berichtet. In Verbindung mit informell Pflegenden und der Kosteneffektivität werden hauptsächlich für den DCM-Versorgungsansatz positive Effekte berichtet.
Die Ergebnisse der Studie machen weiteren Forschungsbedarf deutlich, beispielsweise, welche Ansätze für Menschen mit Demenz in einer bestimmten Phase ihrer Erkrankung besonders wirksam sein können oder zur Übertragbarkeit der Ansätze auf die Situation in Deutschland. Die Entwicklung einheitlicher Definitionen wird für notwendig befunden, um zukünftig die Vergleichbarkeit und die Generalisierbarkeit der einzelnen Versorgungsansätze zu ermöglichen. Für die Praxis regen die Studienautorinnen und -autoren zudem an, den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs zu den neuen Ansätzen, insbesondere zu segregativen Versorgungsansätzen wie "Demenzdörfern", zu fördern.