PAWEL weist Wichtigkeit von Delirprävention im Krankenhaus nach

Forschende untersuchten im Projekt PAWEL die Wirksamkeit von Screening-Verfahren zur Vorbeugung eines Delirs nach Operationen. Die Ergebnisse tragen zur Umsetzung der Maßnahme 3.3.3 Demenz und Delir im Krankenhaus bei.

Menschen mit Demenz entwickeln unter anderem während oder nach Krankenhausaufenthalten häufig ein Delir. Dies stellt an sich eine Notfallsituation dar und wirkt sich zudem meist negativ auf die Demenzsymptomatik aus. Dabei ist die Unterscheidung zwischen Delir und Demenz sehr wichtig, jedoch meist nicht einfach. Ein Delir tritt plötzlich auf und ist gekennzeichnet durch Trübung des Bewusstseins, gestörten Tag-Nacht-Rhythmus und wechselhafte Symptomatik - innerhalb von Stunden, manchmal sogar Minuten, können sich gegensätzliche Gefühlslagen sowie hyperaktive und hypoaktive Phasen abwechseln. Bei Delirien kommt es zudem häufiger zu Halluzinationen und Schlafstörungen. Im Gegensatz zu einer Demenz ist ein Delir behandelbar und reversibel.

In der Maßnahme 3.3.3 der Nationalen Demenzstrategie wurde vereinbart, validierte Screening-Verfahren für Demenz und für Delir in Krankenhäusern zu implementieren. Wichtig ist vor allem die systematische Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen, die während eines Krankenhausaufenthaltes und darüber hinaus mit den Patientinnen und Patienten mit Demenz in Berührung kommen. Das Projekt PAWEL - Patientensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität: Reduktion von Delirrisiko und POCD (Postoperative kognitive Dysfunktion) nach Elektivoperationen im Alter setzte an diesem Punkt an und sollte so unter anderem die Rate der an einem Delir erkrankten Personen senken.

Projektaufbau und Ergebnisse von PAWEL

An der Studie nahmen rund 1.500 Patientinnen und Patienten ab 70 Jahren teil, bei denen jeweils eine geplante Operation stattfinden sollte. Das Hauptaugenmerk des Projekts lag auf der mehrteiligen Intervention, die einen sektorübergreifenden, multimodalen Ansatz zur Prävention und Behandlung von Delirien verfolgt. In deren Rahmen wurde unter anderem das Personal der fünf teilnehmenden Institutionen in den Bereichen Demenz- und Delirbetreuung, Delirdiagnose und Depression geschult. Vor der Aufnahme führte das geschulte Personal Präventivmaßnahmen durch, rund um und nach der Operation fand eine individuell angepasste Delirprävention statt.

Nach zwei, sechs und zwölf Monaten wurde überprüft, ob sich Effekte in Bezug auf die Delir-Rate und die Demenzentwicklung einstellten. Zudem erfolgte eine gesundheitsökonomische Evaluation.

Das Projekt wurde zwischen dem 1. April 2017 und dem 31. März 2021 durchgeführt und mit 5,6 Millionen Euro durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) im Rahmen der Förderprojekte Versorgungsforschung gefördert. Das Klinikum Stuttgart, die Universitäten Duisburg‐Essen und Potsdam, die Universitätskliniken Ulm und Freiburg, das Geriatrische Zentrum Diakonissenanstalt Karlsruhe‐Rüppurr, die AOK Baden‐Württemberg sowie die Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe waren am Projekt beteiligt.

Durch die Intervention konnten Postoperative Delirien (POD) zu 80% korrekt vorhergesagt werden. Sie reduzierte zudem die Delirprävalenz um 33%. Delirien belasten dabei insbesondere das klinische Personal, während mitbehandelnde Ärztinnen und Ärzte diese selten wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Delirfälle mit hohen Kosten für die Krankenhäuser verbunden sind, die Intervention konnte hier jedoch keine Kosteneinsparungen zeigen.

Ergebnisse legen Grundstein für die Maßnahme 3.3.3

Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss hat unter anderem beschlossen, die Ergebnisse des Projekts PAWEL an die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) weiterzuleiten. In der Nationalen Demenzstrategie ist vereinbart, dass die DKG bis 2024 ein Screening-Verfahren an den Krankenhäusern implementiert.

Der umfangreichen Ergebnisbericht und das Beschlussschreiben des Innovationsausschusses finden sich auf der Website des G-BA.

 

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