Herr Eggert, welche Aufgaben hat Ihre Organisation?
Wir haben unsere Arbeit auf Forschung, Theorie-Praxis-Transfer und öffentliche Aufklärungsarbeit ausgerichtet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem in Deutschland vorherrschenden häuslich-ambulanten Versorgungssetting. Das übergeordnete Schwerpunktthema dabei ist Prävention von – aber vor allem bei – Pflegebedürftigkeit. Dazu gehören wichtige Aspekte wie Sicherheit in der Pflege, Gewaltprävention und natürlich der Zusammenhang von Demenz und Pflegebedürftigkeit.
Mit unseren Arbeitsergebnissen sprechen wir neben pflegebedürftigen Menschen vier Hauptzielgruppen an: pflegende Angehörige, Pflegefachpersonen sowie andere Personen aus Heil- bzw. Gesundheitsberufen, Forschende und politische Akteure im Gesundheitswesen.
Neben der Durchführung von Studien erarbeitet unser multiprofessionelles Team vor allem methodisch fundierte Informations- und Lernangebote. Diese stehen, wie die gesamten Arbeitsergebnisse der Stiftung, allen Interessierten unentgeltlich und werbefrei zur Verfügung.
Zentrale Instrumente der Stiftung für den Theorie-Praxis-Transfer sind etwa unsere Schriftenreihen, mit einer einzigartigen Ratgeberserie, aber auch zahlreiche umfassende Online-Angebote: Im Jahr 2021 wurden allein rund 220.000 unserer kostenlosen Ratgeber und Reporte bundesweit versendet.
In welchen Bereichen und Aufgaben Ihrer Organisation spielen Menschen mit Demenz eine Rolle?
Demenz ist ein häufiger Grund für Pflegebedürftigkeit, bzw. trägt häufig zu ihr bei. Entsprechende Pflegekonstellationen sind oft auch mit besonderen Herausforderungen im gesamten Versorgungsmix verbunden. Insbesondere nahe Angehörige übernehmen meist für eine lange Zeit im Krankheitsverlauf die Hauptverantwortung für die Patientin oder den Patienten, das kann sehr belastend sein. Daher ist die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihren Familien ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.
Was tun Sie in diesem Bereich für Menschen mit Demenz?
Zum einen richten sich die meisten unserer Arbeiten und Angebote, die sich generell auf Pflegebedürftigkeit beziehen, genauso an pflegebedürftige Menschen mit Demenz beziehungsweise an deren Pflegende. Zum anderen bieten wir einige Informationen an, die sich dezidiert auf Demenz beziehen, wie z. B. unser Ratgeber „Demenz – Impulse für pflegende Partner“ oder die Übersicht zu Beratungsstellen zum Thema Demenz in unserer deutschlandweiten Beratungsdatenbank.
Sie haben sich an 7 Maßnahmen der Nationalen Demenzstrategie beteiligt. Können Sie am Beispiel einer Maßnahme beschreiben, wie Sie dabei vorgehen?
Ja, ich nehme mal die beiden Maßnahmen Ausbau des Präventions- und des Gewaltpräventionsportals als Beispiel. Hier entstehen zusätzliche Inhalte, die sich unmittelbar auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Familien beziehen. Dadurch sollen sowohl die Nutzerinnen und Nutzer im privaten Zusammenhang als auch professionelle Akteure im Gesundheitsbereich über mehr qualitätsgesicherte alltags- bzw. praxistaugliche Informationen rund um Prävention und Sicherheit bei Pflegebedürftigkeit mit kognitiven Einschränkungen verfügen können. Ziel ist dabei also auch, die erweiterten Inhalte als Service für die Arbeit der Mitglieder der NDS zur Verfügung zu stellen.
Praktisch läuft dieser Weiterentwicklungsprozess so ab, dass wir eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe eröffnet haben, die den gesamten Prozess von der konzeptionellen über die technische Seite bis zum Produzieren der zusätzlichen Texte und Formate plant und realisiert.
Wann können Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen vom Präventions- und Gewaltpräventionsportal profitieren?
Der Ausbau des Präventions- sowie des Gewaltpräventionsportals im Sinne der NDS-Maßnahmen wird plangemäß Ende 2022 abgeschlossen sein. Die erweiterten Inhalte sind dann für alle Nutzerinnen und Nutzer verfügbar. Wir wollen aber ab 2023 weiter gehen und planen, mit einer neuen technischen Lösung die Nutzung dieser Inhalte auch für Internetangebote Dritter kostenlos zur Verfügung zu stellen – so wie wir es mit der Beratungsdatenbank bereits heute machen. Über eine Schnittstelle könnten dann Partnerorganisationen, z. B. aus der NDS, die entsprechenden Inhalte direkt bei sich einbinden und nicht einfach „nur“ verlinken. Die Entwicklung der Portalinhalte und wo diese abrufbar sein werden ist also Gegenstand kontinuierlich fortschreitender Arbeit.
An welche Person in Ihrer Organisation können sich Interessierte wenden, wenn sie sich für die Umsetzung der Maßnahme bzw. eine Kooperation bei diesem Thema interessieren?
Sehr gerne direkt an mich:
Simon Eggert
Reinhardtstraße 45
10117 Berlin
E-Mail: simon.eggertzqpde