Öffnung von Sporteinrichtungen für Menschen mit Demenz

© LSB NRW/Andrea Bowinkelmann

Bewegung im Sportverein kann Menschen mit Demenz helfen, ihre gewohnten Aktivitäten noch lange auszuführen und aktiv am Leben teilzunehmen. Im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie werden durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entsprechende Angebote gefördert.

Am 1. Oktober 2020 hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) ein Modellprojekt gestartet, um noch mehr und passgenauere Bewegungsangebote für Menschen mit Demenz in die Sportvereine zu bringen.

Sportvereine bieten schon jetzt ein breites Sport- und Bewegungsangebot für ältere Menschen. Dieses Angebot will der DOSB mit seinem Projekt "Sport bewegt Menschen mit Demenz" weiter ausbauen und für ältere Menschen noch attraktiver machen. Menschen mit Demenz sollen dabei stärker als bisher im Fokus stehen und auch mit einer Demenz weiter Sport im Verein treiben können.

Warum sind Sportvereine für Menschen mit Demenz wichtig?

Bewegung wirkt sich positiv auf alle Funktionen des Körpers aus. Sie stärkt das Herz-Kreislaufsystem, die Hirnfunktionen und trägt sowohl zur körperlichen wie zur geistigen Beweglichkeit bei. Sport kann also dabei helfen, bis ins hohe Alter geistig und körperlich fit zu bleiben. Bewegung im Sportverein bedeutet gleichzeitig aber auch: Ich begebe mich in Austausch mit anderen Personen, ich werde gefordert und erlebe Bestätigung, ich bin Teil einer Gemeinschaft. Daher bieten Sportvereine wichtige Möglichkeiten der Teilhabe für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.

Es gibt rund 90.000 Sportvereine in Deutschland. Sie dienen als wohnortnahe soziale Begegnungsstätten und Mehrgenerationentreffs, in denen man andere Menschen kennenlernen und Freundschaften aufbauen kann. Dies wirkt der Vereinsamung von älteren Menschen entgegen. Angehörige von Menschen mit Demenz können hier Entlastung und Unterstützung finden. Das gemeinsame Sporttreiben verbindet und kann helfen, Vorurteile abzubauen. Dies kann dazu beitragen, das Bild und die Wahrnehmung von Menschen mit einer Demenz in der Gesellschaft zu verändern.

Das Projekt "Sport bewegt Menschen mit Demenz"

Der DOSB ist die Dachorganisation des gemeinnützigen Sports. Die rund 90.000 Sportvereine in Deutschland haben etwa 27 Millionen Mitglieder. Im DOSB engagieren sich acht Millionen Menschen ehrenamtlich. An sie und ihre hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen richtet sich das Projekt, das im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie vereinbart wurde. In der Maßnahme 1.1.5 wurde formuliert: „Haupt- und ehrenamtliche Akteure in den Bereichen Kultur, Bildung und Sport werden durch Informations-, Qualifikations- sowie Transferangebote dabei unterstützt, bestehende Angebote zu öffnen und zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln.“

Dabei geht der DOSB gemeinsam mit der DAlzG vor allem drei Wege:

  • Die Materialbox

Mit der Materialbox in Päckchengröße wendet sich der DOSB direkt an interessierte Übungsleitende. Ihnen gibt er mit einer Materialbox konkrete Ideen, wie sie Bewegung für Menschen mit Demenz gestalten können. Die Materialbox enthält Informationen zum Thema Demenz der DAlzG und zwei Spiel- und Sportgeräte, mit denen sich Bewegungsstunden für Menschen mit Demenz methodisch-didaktisch sinnvoll gestalten lassen. In einer Broschüre werden wesentliche Grundgedanken zum Umgang mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Sportgruppen dargestellt, darüber hinaus gibt es Tipps zur Gestaltung der Übungsstunde mit dem Buch „Sport und Bewegung für Menschen mit Demenz“ von Backes, Maschke und Wihr.
Die Materialbox wird in einer Auflage von 1000 Stück erstellt und seit Anfang 2021 verschickt. Per E-Mail an demenzdosbde kann die Materialbox kostenfrei bestellt werden. Auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz stellt die Materialbox kostenlos zu Verfügung. Unter infodeutsche-alzheimerde kann sie bestellt werden.

  • Die Teilprojekte

Gemeinsam mit vier Mitgliedsorganisationen erprobt der DOSB Möglichkeiten der Ansprache von Menschen mit Demenz, der Sensibilisierung und Ausbildung von Übungsleitenden und der Umsetzung in Form von Bewegungsangeboten für Menschen mit Demenz. Die Landessportbünde Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) und Niedersachsen wollen Sportangebote für Menschen mit Demenz in ihrem Bundesland bzw. in der Sportregion Osnabrück Stadt und Land umsetzen. Dazu bilden sie, ebenso wie die beiden Spitzenverbände Deutscher Turner-Bund und Deutscher Tischtennis-Bund Übungsleitende fort. Während die Landessportbünde und der Deutsche Turner-Bund in ihrer jeweiligen Region vor allem Gesundheitssport für ältere und von Demenz betroffene Menschen anbieten, widmet sich das Projekt des Deutschen Tischtennis-Bundes ganz seiner Sportart. Dieser Sport kann so variiert werden, dass ihn auch Menschen mit Demenz mit viel Freude spielen können. Auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie ist Sporttreiben möglich. So plant der LSB NRW vor allem Outdoor-Angebote für Menschen mit Demenz, zum Beispiel Wandern, Radfahren und Kanufahren.

  • Das Forum

Sport und Bewegung sind in vielen weiteren Sportarten und -angeboten möglich. Deshalb sollen die Ergebnisse und Erfahrungen der Teilprojekte in ein Forum münden, das der DOSB für alle interessierten Verbände und Vereine öffnet. Hier können sich die Mitgliedsorganisationen des DOSB und alle, die ein Interesse an Sport für Menschen mit Demenz haben, informieren, austauschen und eigene Pläne entwickeln. Das Forum wird im Herbst 2021 stattfinden.

Das Projekt „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ trägt dazu bei, die Maßnahme 1.1.5 der Nationalen Demenzstrategie umzusetzen. Sie dient dem übergeordneten Ziel, Sozialräume für Menschen mit Demenz inklusiv zu gestalten, sodass eine Teilhabe am Leben und eine weitgehende Selbstständigkeit auch mit einer Demenz möglich sind.  

Mehr über das Projekt erfahren hier.

                                  

 

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