Gerade für Menschen mit Demenz ist das Leben in einer vertrauten Umgebung von zentraler Bedeutung. Die mobile Rehabilitation setzt genau hier an: sie bringt medizinische Reha-Leistungen direkt ins eigene Zuhause – individuell, interdisziplinär und alltagsnah. Im Rahmen der Maßnahme 3.6.4 der Nationalen Demenzstrategie engagieren sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) für den bedarfsgerechten Ausbau dieses Angebots. Die BAGFW hat dazu ein Positionspapier erstellt, das die Grundlagen der mobilen Rehabilitation sowie ihren Nutzen speziell für Menschen mit Demenz verständlich darstellt. Es enthält Informationen zu Zielgruppen, Zugangsvoraussetzungen, rechtlichen Rahmenbedingungen und zur praktischen Umsetzung im Versorgungsalltag. Zudem beschreibt es, wie Angehörige einbezogen und gestärkt werden können und wie sich mobile Reha-Angebote nachhaltig in der Praxis verankern lassen.
Teilhabe stärken, wo Menschen leben
Die mobile Rehabilitation ist ein medizinisches Rehabilitationsangebot, bei der ein interdisziplinäres Team Leistungen zur Rehabilitation im vertrauten Wohnumfeld durchführt. Dies kann beispielsweise in der eigenen Wohnung, im betreuten Wohnen oder in einer stationären Pflegeeinrichtung sein. Das aufsuchende Rehabilitationsangebot eröffnet damit einem Patient*innenkreis, der bislang keine Rehabilitationschancen hatte, einen Leistungszugang. Gleichzeitig trägt die mobile Rehabilitation dazu bei, den Rehabilitationsvorrang sowie das Prinzip "ambulant vor stationär" im Pflegebereich praktisch umzusetzen. Zudem zeigen Forschungsergebnisse, dass bei Bewohner*innen stationärer Pflegeeinrichtungen ein erheblicher ungedeckter Rehabilitationsbedarf besteht, welcher durch mobile Rehabilitationsleistungen erfolgreich gedeckt werden könnte. Dabei zielt die mobile Reha darauf ab, Teilhabe zu fördern, Alltagskompetenzen zu stärken und einen Verbleib in der Häuslichkeit mit möglichst hoher Lebensqualität zu ermöglichen.
Ein Plus für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Ein großer Teil der potenziellen Patient*innen der mobilen Reha hat eine Demenz, meist als Begleitdiagnose. Akuterkrankung und Demenz stehen in einem Verhältnis der Wechselwirkung zueinander – eine Demenz kann Akuterkrankungen auslösen, Akuterkrankungen können wiederum die Demenzsymptomatik verschlechtern. Daher profitieren gerade Menschen mit Demenz von der mobilen Reha, weil sie auf Routinen und bekannte Umgebungen angewiesen sind. Vertraute Räume können Sicherheit geben, die Orientierung erleichtern und helfen, Rehabilitationsziele besser zu erreichen.
In den Reha-Prozess werden auch An- und Zugehörige aktiv einbezogen, indem sie geschult, beraten und gestärkt werden. Das hilft dabei, Belastungen im Alltag zu reduzieren und verbessert die langfristige Versorgung. Ebenso wichtig ist es, Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige zu schaffen.
Reha früh denken
Pflegekräfte, Sozialarbeiter*innen oder Angehörige können Impulse geben, wenn sich Einschränkungen abzeichnen, denn frühzeitige Bedarfserkennung ist zentral, um Teilhabe langfristig zu sichern. Der Weg zur mobilen Reha erfolgt meist über die ärztliche Verordnung oder im Rahmen der Pflegebegutachtung durch den medizinischen Dienst. Dort kann ein Rehabilitationsbedarf festgestellt und eine Empfehlung ausgesprochen werden. Kostenträger der mobilen Rehabilitation sind die gesetzlichen Krankenkassen, vertreten durch den GKV-SV. Grundlage für die Leistung ist § 40 SGB V, der die medizinische Rehabilitation regelt. Zudem gelten die "Gemeinsamen Empfehlungen zur Mobilen Rehabilitation" der Krankenkassenverbände, die nähere Hinweise zu Zugangswegen und Leistungsinhalten geben
Abgeschlossen und zukunftsweisend: Mobile Reha bleibt Thema
Die Maßnahme wurde von der BAGFW, dem bpa und dem GKV-SV umgesetzt und ist mittlerweile abgeschlossen. Gemeinsam haben sie sich dafür eingesetzt, die mobile Rehabilitation weiterzuentwickeln, mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz. Auch wenn die Maßnahme formal beendet ist, bleibt die mobile Reha ein wichtiges Zukunftsthema, denn ihr Potenzial zur Stärkung von Teilhabe und Selbstständigkeit im vertrauten Umfeld ist groß, gerade bei komplexem Hilfebedarf.
Zugleich richten sich Forderungen an die Politik: Damit mobile Rehabilitationsangebote flächendeckend verfügbar sind, braucht es verlässliche strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen. Die BAGFW und die Bundesarbeitsgemeinschaft Mobile Rehabilitation (MoRe) fordern daher einen systematischen Ausbau dieser Versorgungsform sowie eine stärkere Anerkennung im gesundheitspolitischen Handeln.
Innerhalb des Ziels 3.6 Stärkung präventiver und rehabilitativer Angebote für Menschen mit Demenz der Nationalen Demenzstrategie werden auch andere Maßnahmen zur Verbesserung rehabilitativer Versorgungsangebote verfolgt, wie beispielsweise die Verbesserung präventiver Angebote für Menschen mit Demenz (Maßnahme 3.6.5) sowie die Förderung von Rehasportangeboten, die gezielt auf die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen zugeschnitten sind (Maßnahme 3.6.2).
Weitere Informationen zur mobilen Rehabilitation, insbesondere auch zu vorhandenen Leistungsanbietern, sind bei MoRe und der BAGFW erhältlich.