Engagierte Diskussionen auf der Netzwerktagung Nationale Demenzstrategie 2022

Menschen mit Demenz haben das Wort: Lieselotte Klotz vom "Beirat Leben mit Demenz"
Moderiertes Gespräch zu Bedarfen, Konzepten und Wohnen im Quartier für Menschen mit Demenz
Sven Lehmann, Parlamentarischer Staatssekretär des BMFSFJ, bei seiner Rede an die Akteure der Nationalen Demenzstrategie
Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin des BMG, bei ihrer Rede an die Akteure der Nationalen Demenzstrategie
Digitale Hilfsmittel für ein Leben mit Demenz, wie der Emotionsroboter Paro in Form der Robbe, konnten von den Teilnehmenden ausprobiert werden.

Menschen mit Demenz, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesundheitswesen, Zivilgesellschaft und dem öffentlichen Leben sowie viele Akteure der Nationalen Demenzstrategie tauschten sich auf der Netzwerktagung am 20. September 2022 intensiv aus. Im Fokus: „Leben mit Demenz - Wohnen heute und morgen“, das aus allen Perspektiven beleuchtet wurde.

Wohnen findet nicht nur in den eigenen vier Wänden statt, auch der soziale Raum und das Wohnumfeld, die Infrastruktur und die Gesellschaft als großes Ganzes beeinflussen Menschen mit Demenz im Alltag. Dieser Raum bietet das vertraute Umfeld, in dem der Mensch seinen Alltag gestaltet, soziale Kontakte pflegt und Angebote der gesamten Infrastruktur nutzt. Menschen leben in sozialen Gefügen und auch Menschen mit Demenz sollten inmitten der Gesellschaft sein, von der auch ihr Leben beeinflusst wird.

So muss die Gesellschaft die Fragen beantworten: Wie kann es gelingen, die Perspektive der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen konsequent in die Weiterentwicklung von Angeboten zum Thema Wohnen einzubinden? Welche (gemeinschaftlichen) Wohnformen bieten Menschen mit Demenz eine selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung?

Diese und weitere Fragestellungen wurden auf der Netzwerktagung Nationale Demenzstrategie am 20. September aus verschiedenen Perspektiven diskutiert.

Zum Auftakt sprach der Parlamentarische Staatsekretär des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Sven Lehmann, und betonte unter anderem die besondere Rolle der Angehörigen, deren Unterstützung ein wichtiger Grundstein dafür sei, dass Menschen mit Demenz lange im eigenen Zuhause wohnen bleiben können. Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Gesundheit, Sabine Dittmar, hob in ihrer Botschaft hervor, wie wichtig es gerade auch für Menschen mit Demenz ist, die richtige Wohnformen zu finden und diese insbesondere nach den individuellen Vorstellungen und Wünschen mit gestalten zu können. Beide lobten das Engagement der Akteure der Nationalen Demenzstrategie, die konzentriert an der Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen arbeiten, um Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen bestmöglich zu unterstützen.

Ein Videobeitrag von Astrid Heller brachte den Teilnehmenden die Perspektive von Menschen mit Demenz näher. Selbst von Demenz betroffen, appellierte sie an die Gesellschaft, die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz wahrzunehmen und sie beispielsweise an Fragen des Wohnens unbedingt aktiv zu beteiligen. Anschließend berichtete Lieselotte Klotz, aktiv im Beirat „Leben mit Demenz“, auf der Bühne von ihrem Alltag, den sie dank digitaler Hilfsmittel in ihrer eigenen Wohnung meistert. Wichtig sei für sie als direkt durch eine Demenz Betroffene, vor allem Partizipation. Sie appellierte in aller Deutlichkeit, dass sie weiterhin als Mitglied der Gesellschaft gesehen und gehört werden und mittendrin sein will.
Saskia Weiß, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz, betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Selbstbestimmung für Menschen mit Demenz, die für viele nach wie vor mit dem Leben am eigenen Wohnort verbunden sei. Um dies zu gewährleisten, müssten unter anderem Beratungs- und Begleitangebote, die bereits vielfach existieren, einander ergänzen und aufeinander aufbauen. Sie erläuterte, wie wichtig dies sei und forderte Transparenz für die Betroffenen und unter allen Akteuren, Aufklärung und Information.

Im anschließenden Impulsvortrag präsentierte Dr. Karsten Schwarz von der Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung verschiedenste digitale Hilfsmittel für ein Leben mit Demenz. Das Publikum konnte die Produkte anschauen und anfassen − vom Emotionsroboter, der Robbe Paro über Fotoalben mit Sprachbeschreibung und Inkontinenzsensoren bis hin zu digitalen „Klebezetteln“ beziehungsweise Projektoren im eigenen Wohnraum, die durch Analysen den Menschen mit Demenz individuell an bestimmte Dinge erinnern kann, wie z. B. die Herdplatte auszuschalten. Seine zentrale Botschaft: Entwicklungen und Produkte ausprobieren! Es sei vor allen Dingen wichtig, praktische Erfahrung zu machen, denn der Alltag zeige, wie gut eine Erfindung ist. Nur so würden die Entwicklungen in die richtige Richtung weitergehen.

Schließlich appellierte Demenzbotschafterin und Bundestrainerin der Fußballnationalmannschaft der Frauen Martina Voss-Tecklenburg in einer Videobotschaft an den Teamgeist der Akteure und rückte die Sensibilisierung der Gesellschaft zum Thema Demenz in den Fokus.

Im Anschluss diskutierten in einem moderierten Gespräch Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund, Dr. Bernhard Holle vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Dr. Romy Reimer Projektleiterin beim FGW und Marcel de Groot von der Schwulenberatung Berlin gGmbH über erprobte und innovative Wohnkonzepte für Menschen mit Demenz. Einig war man sich, dass es bereits vielfältige sinnvolle Wohnkonzepte gäbe, die jedoch noch nicht überall zur Verfügung stünden und nicht immer ausreichend weit verbreitet wären. Wobei auch bedacht werden müsse, dass nicht jedes Projekt in jeder Region anwendbar sei. Zudem wäre es sinnvoll, Erkenntnisse aus erfolgreichen Demenz-Projekten aus einer Projektförderung in eine dauerhafte Finanzierung zu überführen.   

Nach diesem ersten Teil der Veranstaltung hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, das Thema „Wohnen und Demenz“ in vier unterschiedlichen Fachforen zu vertiefen und sich zu ausgewählten Maßnahmen der Nationalen Demenzstrategie, die sich auf Dimensionen des Wohnens beziehen, auszutauschen. Vorgestellt wurden aktuelle Praxisprojekte, Forschungserkenntnisse und -vorhaben sowie der Umsetzungsstand von Maßnahmen, anhand derer intensiv diskutiert wurde. Abschließend wurden die Erkenntnisse aus den Fachforen noch einmal allen Teilnehmenden anhand live entstandener Graphic Recordings zusammengefasst.

Alles zur Netzwerktagung – von den Grußworten über die Graphic Recordings bis hin zu den Präsentationen aus den Fachforen – ist auf der Seite zur Netzwerktagung Nationale Demenzstrategie 2022 zu finden.

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