Nach drei Jahren war auf der Netzwerktagung 2023 Zeit für eine Zwischenbilanz zur Nationalen Demenzstrategie: Wie helfen die Projekte der Nationalen Demenzstrategie Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ganz konkret? Wie gelingt die Zusammenarbeit in Maßnahmen, an denen viele Akteure beteiligt sind? Wie kann der Austausch untereinander gefördert werden? Für all diese Fragen bot die Netzwerktagung Raum. Anders als in den Vorjahren, in denen die Netzwerktagung einen fachlichen Schwerpunkt hatte und somit einem breiteren Publikum geöffnet wurde, stand in diesem Jahr der Austausch der an den Maßnahmen beteiligten Akteure im Mittelpunkt.
Die Abteilungsleiter der federführenden Ministerien, Andreas Schulze für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Dr. Martin Schölkopf für das Bundesministerium für Gesundheit, begrüßten die Teilnehmenden. Andreas Schulze dankte den Akteuren für das Engagement im Netzwerk. Er betonte, dass die Erfahrungen der ersten drei Jahre, unter der unerwarteten Herausforderung der Pandemie, den Akteuren Flexibilität für die Maßnahmenumsetzung abverlangten und (mit Verweis auf das Motto des Welt-Alzheimertages 2023) so manchen sinnbildlichen "Kopfstand" verlangten. Dr. Martin Schölkopf erinnerte an die wichtige Botschaft der Strategie: "Demenz geht uns alle an" und deshalb sei die Umsetzung der Strategie so bedeutsam Man müsse auch auf die unmittelbaren und mittelbaren Kosten schauen, die durch Demenzen entstehen. Diese immensen Summen kämen auf die Gesellschaft zu. Umso wichtiger seien die Verbesserungen der Versorgung für Menschen mit Demenz, die durch die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie bewirkt werden können – die auch die perspektivische Reduktion der Kosten bedeuten können.
Lieselotte Klotz, selbst eine Person mit Demenz und beim "Beirat Leben mit Demenz" aktiv, saß im Publikum und gab den Akteuren ganz direkt Impulse für die Arbeit für Menschen mit Demenz auf den Weg – allen voran die Aufforderung, Menschen mit Demenz aktiv mit einzubeziehen und sich an ihren Bedarfen zu orientieren. Saskia Weiß von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bekräftige indes, dass die größte Herausforderung für die Akteure sei, die Maßnahmen direkt zu den Betroffenen und in die Familien von Menschen mit Demenz zu bringen, so dass die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie fühlbare Auswirkungen für die Betroffenen hat.
Auf die "Arena der Akteure" stimmte die impulssetzende Keynote "Zur Bedeutung von Allianzen, Netzwerken und gemeinsamer Verantwortung" von Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel ein, in der er einen Bogen von der Gesundheit als besonderem Gut über die Daseinsvorsorge als gesellschaftliche Aufgabe hin zum Nutzen von gemeinsamer Arbeit mit nicht nur für Menschen mit Demenz schlug. Im Anschluss stellten Akteure Erfolge, Erfahrungen und Perspektiven zu vier Maßnahme vor, die die Bandbreite der Nationalen Demenzstrategie aufzeigten. In der darauffolgenden Diskussion wurden neben den Erfolgen einzelner Maßnahmen auch immer wieder Herausforderungen und Änderungswünsche bei der Umsetzung deutlich. Unter anderem sei es teilweise schwierig, bei der Umsetzung von Maßnahmen wirklich in die Fläche zu kommen, weil die Voraussetzungen und Anknüpfungspunkte regional und lokal sehr unterschiedlich sind. Fehlende Langzeitfinanzierung mache die Verstetigung gut laufender Projekte schwierig. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die Partizipation von Menschen mit Demenz und auch ihren Angehörigen sei und dass dies bei einer Weiterentwicklung oder Neuauflage der Strategie nach 2026 dringend zu beachten sei.
Mit den Erkenntnissen aus der großen Runde am Vormittag ging es nach der Mittagspause weiter ins interaktive World Café. Hier warfen die Akteure in kleineren Gruppen zum einen den Blick zurück auf die bisherige Zusammenarbeit, zum anderen schauten sie gemeinsam in die beginnende zweite Halbzeit und auch in die Zukunft nach 2026. Der Rückblick zeigte, dass die Strategie als wichtig und erfolgstragend erachtet wird und besonders Präsenzveranstaltungen zum guten Netzwerken beitragen können. Es fehle teilweise an Verbindlichkeit in der Umsetzung, auch wenn ein Monitoring regelmäßig an die vereinbarte Umsetzung erinnert. Zudem ist an einigen Stellen die Rollenklärung und eine bessere Kommunikation, Koordination und Vernetzung ein Wunsch. Wobei positiv herausgestellt wurde, das bestehende Netzwerke, Präsenztreffen und das Gesamtprojekt Nationale Demenzstrategie durchaus Fortschritte befördert. Für die nähere Zukunft bis 2026 könne das bedeuten, dass die Kommunikation ausgeweitet, präzisiert und an definierte Zielgruppen angepasst wird. Ein breiteres Angebot an Workshops oder anderen Tools der Vernetzung wurden ebenfalls als hilfreich eingeschätzt. Zudem wurde angeregt, frühzeitig an einer "Strategie 2.0" zu arbeiten, damit es mit Plan ab 2026 weitergehen kann. Hierfür sollten klare Inhalte, Ziele und Strukturen vereinbart werden, die sich aus den Learnings der bisherigen Arbeit ergeben können.
Mit der Netzwerktagung 2023 fällt somit der Startschuss für die zweite Phase der Nationalen Demenzstrategie in der die Zusammenarbeit noch einmal intensiviert wird, um gemeinsam das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern.
Einen Einblick in die Netzwerktagung Nationale Demenzstrategie 2023 wird es in Kürze auf der Veranstaltungswebsite geben: mit einem Veranstaltungsvideo, den Präsentationen zur Keynote und den Vorträgen zu einzelnen Maßnahmen, Fotos des Tages sowie dem Graphic Recording zur Arena der Akteure.
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