Stütze im Alltag: Psychosoziale Beratung hilft pflegenden Angehörige zu Hause

Eine Frau und ein älterer Mann gehen im Freien nebeneinander. Die Frau lächelt den Mann an und berührt unterstützend seinen Arm, während er einen Rollator schiebt. Unter dem Bild steht der Text „Modellprojekt SABD-Fam – Teilprojekt 1: Entwicklung und Umsetzung von SABD-Fam“.

Psychosoziale Beratung unterstützt Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen dabei, Belastungen im Alltag zu bewältigen und Stabilität zu finden. Im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie (NDS) stärkt die Maßnahme 2.8.2 diese Angebote in Familienberatungsstellen und erprobt mit einem Modellprojekt der Malteser ein neues, multiprofessionelles Begleitkonzept. Ziel ist es, Beratung frühzeitig zugänglich zu machen und pflegende Angehörige nachhaltig zu entlasten.

Wie hilft psychosoziale Beratung pflegenden Angehörigen?

Demenz betrifft nicht nur die erkrankte Person, sondern beeinflusst das gesamte Familiensystem. Besonders Angehörige, die im häuslichen Umfeld pflegen, sind hohen psychischen und körperlichen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist psychosoziale Beratung ein zentrales Element der Versorgung von Familien mit einem Angehörigen mit Demenz. Sie kann emotionale Entlastung bieten, Verständnis für die Erkrankung fördern und Wege aufzeigen, wie schwierige Situationen bewältigt werden können. Viele Angehörige stehen unter erheblichem Druck. Beratung kann dazu beitragen, Überforderung zu reduzieren, Selbstsicherheit zu stärken und die häusliche Versorgung stabil zu halten. Außerdem unterstützt sie Angehörige im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen und vermittelt Informationen über Hilfsmittel, regionale Unterstützungsangebote und rechtliche Fragen. Damit schafft psychosoziale Beratung wichtige Voraussetzungen dafür, dass Menschen mit Demenz möglichst lange in ihrem vertrauten sozialen Umfeld leben können.

Wer psychosoziale Beratung anbietet

Um diesen Bedarf besser abzudecken, regen die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege ihre Familienberatungsstellen dazu an, psychosoziale Beratung für Familien von Menschen mit Demenz auszubauen. Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) informiert hierzu unter anderem im Wegweiser Demenz, in dem sowohl allgemeine Beratungsangebote als auch spezifische Angebote im Rahmen der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz verlinkt sind. Bis Ende 2022 wurde die psychosoziale Beratung in Familienberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände bereits verstärkt umgesetzt.

Psychosoziale Beratung wird in vielen Regionen bereits durch Familienberatungsstellen der Freien Wohlfahrtspflege bereitgestellt. Ergänzend gibt es Angebote von regionalen Alzheimer-Gesellschaften, Fachstellen der kommunalen Altenhilfe sowie Strukturen der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz. Der Wegweiser Demenz des BMBFSFJ (Infos unter Ausklappelement "Psychosoziale Beratung") bietet hierzu eine Übersicht und verweist auf bestehende Beratungsangebote.

Wichtige Stütze im Alltag mit Demenz – das Malteser-Modellprojekt SABD-Fam

Ein zentraler Bestandteil der Maßnahme 2.8.2 war das Modellprojekt "Spezialisierte ambulante Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Familien (SABD-Fam)", das von den Maltesern am Standort Ellwangen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg durchgeführt wurde und inzwischen erfolgreich abgeschlossen ist. Das Projekt zielte darauf ab, ein niedrigschwelliges, systemisches und multiprofessionelles Beratungsangebot zu entwickeln, das Familien über eine längere Zeit kontinuierlich begleitet

Herzstück des Projekts war der Einsatz speziell qualifizierter Fachberatender für Demenz, die eng mit den Familien zusammenarbeiteten. Sie analysierten gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Geriatrie, Pflege, Sozialer Arbeit und Psychotherapie die individuelle Situation der betroffenen Familien. Auf Grundlage dieser gemeinsamen Fallbesprechungen entwickelten sie Maßnahmen zur Verbesserung der häuslichen Versorgungssituation. Insgesamt wurden 13 Familien begleitet, deren Belastungsspektrum von emotionaler und körperlicher Überforderung bis hin zu Erschöpfungszuständen und konflikthaften Situationen im Pflegealltag reichte.

Viele Angehörige berichteten, dass die Beratung ihnen zu mehr Sicherheit verholfen habe, sowohl in organisatorischen Fragen als auch im alltäglichen Umgang mit dem erkrankten Familienmitglied. Eine Angehörige betonte: "Das Ziel für uns als pflegende Angehörige ist, unsere an Demenz erkrankte Oma daheim zu versorgen und zu pflegen, solange es uns möglich ist. Dabei ist uns die Beratung durch die Fachberaterin während des Projekts eine wichtige Stütze gewesen." Zugleich zeigte sich, dass eine frühe Beratung bereits im Anfangsstadium der Erkrankung viele Spannungen verhindern kann.

Das Modellprojekt SABD-Fam wurde vom Malteser Hilfsdienst e.V. in Auftrag gegeben und finanziert sowie durch die Veronika-Stiftung gefördert. Die Umsetzung erfolgte in Diensten des Malteser Hilfsdienstes. Die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (Leitung: Dr. Doris Arnold) war für die Entwicklung und Umsetzung des Versorgungskonzepts SABD-Fam verantwortlich; das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten (Leitung: Dr. Bernhard Holle), führte die Prozessevaluation durch.

Wie geht es weiter?

Bis Ende April 2025 wurde das Modellprojekt vollständig umgesetzt und evaluiert. Auf Grundlage der wissenschaftlichen Begleitung werden nun Handlungsempfehlungen entwickelt, die dabei helfen sollen, zentrale Elemente des Projekts in bestehende Beratungsstrukturen zu übertragen. Perspektivisch könnte das Konzept in anderen Regionen adaptiert und weiterentwickelt werden.

Der Wegweiser Demenz bleibt weiterhin eine zentrale Informationsquelle für psychosoziale Angebote und wird fortlaufend aktualisiert, um Familien den Zugang zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten zu erleichtern. So trägt Maßnahme 2.8.2 dazu bei, psychosoziale Beratung als festen Bestandteil der Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verankern.

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